griechdorf

Galerie Glockengasse

Griechische Impressionen in der Glockengasse 4711

Galerie Glockengasse 4711 zeigt vom 13. 4. bis 30. 4. 1983 eine Ausstellung von Elfriede Fulda

Zeichnungen und Skizzen aus Griechenland

Zeichnen und Malen waren der 1921 in Köln geborenen Künstlerin schon in Ihrer Kindheit und Jugend die Lieblingsbeschäftigung. Zahlreiche längere Aufenthalte im ländlichen Hunsrück und im Taunus treiben sie bereits zu intensiver schöpferischer Auseinandersetzung mit Menschen und Tieren, mit Landschaft und Natur. Als sie mit sechzehn Jahren in eine kaufmännische Lehre geht – als absichernder ,,Brotberuf“ und Zulassungsvoraussetzung für die Werkschule -, überzeugen ihre künstlerischen Fähigkeiten so, daß sie nach dem ersten Lehrjahr praktisch nur noch grafisch zu arbeiten hatte. Nach ihrer Lehrzeit studierte die Künstlerin in der Klasse ,,Gebrauchsgrafik“ bei Professor Hußmann an der Kölner Werkschule. Gleichzeitig entstehen Aquarelle und Portraits als Zeichnungen und in Öl. Ab 1942 arbeitet sie als Grafikerin in Köln. An der Kunstakademie Stuttgart studierte Elfriede Fulda von 1948 bis 1950 bei Professor Yelin in der Klasse Glasmalerei und Mosaik. Bereits 1949 entwirft sie die Glasfenster für die Dorfkirche in Bösingen im Schwarzwald. In diese Zeit fällt auch die für ihre weitere Entwicklung so entscheidende Begegnung mit der Farbenkunst von Adolf Hölzel, dessen Nachlaß sie aufgrund der Freundschaft mit Julie Hölzel jahrelang eingehend kennenlernt.
Elfriede Fulda heiratet 1950 und lebt seitdem mit ihrer Familie wieder in Köln. Obwohl weiterhin zahllose Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder entstehen, liegt der Schwerpunkt ihres Schaffens in den fünfziger Jahren bei der Gebrauchsgrafik mit Entwürfen und Original-Lithografien für Plakate, Schallplattenhüllen, Buchumschläge und Prospekte.

In den sechziger Jahren entstehen großflächige Pastellbilder und Wandteppiche und vor allem eine Reihe Glasfenster für Kirchen und Gemeindehäuser. In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren entwickelt Elfriede Fulda eine neue, feinstrukturierende Öltechnik für Bilder unterschiedlicher Größen. In diese werden oft figürliche Motive eingebracht, welche die Malerin ihrem breiten zeichnerischen Oeuvre entnimmt. Viele Motivanregungen dazu erhält sie auf längeren Auslandsreisen, vorzugsweise nach Griechenland. Erinnerungen an ihre Griechenlandaufenthalte sind auch die nun in der Galerie Glockengasse 4711 vorgestellten Zeichnungen und Skizzen.

aus: Kölner Woche vom 18. 4. 1983
Griechische Impressionen

Griechische Impressionen

Geographie aus Licht und Farbe

Elfriede Fulda stellt in der Galerie Glockengasse 4711 aus

Ständig haben wir uns mit dem auseinanderzusetzen, was für uns wichtig und was für uns wesentlich ist. Wobei Wesen und Wichtigkeit selten übereinstimmen. Was für uns wichtig erscheint, ist häufig genug unwesentlich für uns. Was uns als wichtig offeriert wird, berührt unser Wesen selten und wenn, dann meist nur scheinbar oder oberflächlich. Das läßt sich auf alle Gebiete unseres Lebens übertragen. Auch auf die bildende Kunst, die uns als wichtig und unbedingt zu vermerken vorgesetzt wird, oder die wir, weil sie uns wichtig erscheint, in Augenschein nehmen, uns erläutern lassen und dann mit einer Meinung versehen, die wir gar nicht meinen können, weil sie uns nicht mehr abfordert, als einen im Zeitgeist heruntergeschriebenen oder – gesprochenen Kommentar, den wir, so möglich, an eine uns bereits vorgesetzte Meinung anhängen. Selten aber decken sich dabei die Vokabeln wesentlich und wichtig. Wichtig ist der Künstler oder das Kunstwerk, von dem die Experten und jene, die als solche gesehen werden wollen, sollen oder können und entsprechend Meinung verbreiten, bestätigen, daß er wichtig für die Entwicklung der bildenden Kunst sei. Damit ist er aber noch lange nicht wesentlich für uns (und schon gar nicht für jeden einzelnen von uns). Nur sehr wenige der Künstler, die für einen gewissen Zeitraum ihre Szene beherrschten oder noch beherrschen, und deshalb als wichtig oder gar sehr wichtig angesehen werden, sind auf Dauer wesentlich. Oft entwickelt sich das eigentlich Wesentliche im Windschatten des Wichtigen. Die Malerin Elfriede Fulda scheint mir wesentlich zu sein. Wichtig für die sogenannte Entwicklung der Kunsttheorie, die sich selten vorwärts, weil das auf die Dauer nicht geht, sondern meist im Kreise herum quält, ist sie nicht. Das spricht für sie. Sie malt, aber sie macht nicht etwas, das der Experte dem ,,Fortschritt der bildenden Kunst“ zuzuordnen vermag. Sie hinterläßt Spuren im Wesen der Betrachter ihrer Bilder. Das ist zu vermerken, das ist wesentlich. Auch oder gerade weil sie unterhalb der Schwelle oder abseits der Schwellenbildungen dessen arbeitet, was als wichtig durch die zeitgenössischen kunsthistorischen Diskussionen wabert und irgendwann als überholtes intellektuelles Spielzeug in einer Ecke verstaubt. Elfriede Fulda zeichnet und malt, weil sie zeichnen und malen muß, weil Formen und Farben auf sie eindringen, weil sie ihr keine Ruhe geben, weil zu gestalten hat, was in ihr nach Gestaltung schreit. Sie gehört zu den Künstlern, die sich völlig ausgeben, die herausholen, was ihnen zum Herausholen aufgegeben scheint – und wohl auch aufgegeben ist – die offen für das, was auf sie eindringt, verarbeiten, was sie aufzunehmen vermögen, die geistig weiträumig erfassen, was sie sehen, und das vielfarbige und detaillierte Bild ihrer Welt Bild werden lassen.

Elfriede Fulda weiß eine derartige Vielfalt künstlerischer Möglichkeiten anzubieten, daß der Aussteller, der schon aus Raumgründen begrenzen muß, nur Ausschnitte anbieten kann. Die Zeichnungen, Aquarelle und in Mischtechnik gemalten Bilder der Künstlerin, die auch Kirchenfenster und Wandteppiche schuf, zeigen einen suchenden Geist, der immer wieder nach neuen Ausdrucksmitteln forscht, dessen Neugierde und Forschungsdrang ungebrochen ist, der sich ständig erweitert und vervollkommnet. Elfriede Fulda empfing ein Talent und wuchert damit – das im besten Sinne des Wortes. Wesentlich sind für sie die Eindrücke einer Griechenlandreise gewesen: das Licht, das auf karges Land prallt, es durchdringt, harte, herbe Konturen in Licht auflöst, Farben schafft, in denen Wirklichkeit unwirklich und das Unwirkliche wirklich wird. Davon leben ihre heutigen Bilder, in deren Struktur und Farbkompositionen sich mosaikartig Gesicht und Ausdruck einer Welt zusammensetzen, die wir normalerweise nicht sehen und höchstens einen Augenblick lang während unserer Ferienreisen im Flirren des Sonnenlichts zwischen Ölbaumblättern oder auf den Tönungen steinerner Wände, Mauern, Böden und Decken historischer Gebäude zu sehen vermögen. Elfriede Fulda hält eine Geographie des Verborgenen aus Licht und Farbe fest, deren Umrisse wir erahnen, aber nur selten zu erfassen. Gleichwie der einzelne ihre in der Galerie Glockengasse im historischen 4711-Haus ausgestellten Arbeiten betrachten mag, er kann nicht einfach an ihnen vorübergehen, etwas von ihrem Wesen bleibt in ihm haften. Sie mögen nicht wichtig sein, aber sie sind wesentlich – und das nicht nur für den, der sich mit ihnen einläßt.

Rüdiger Müller aus: Kölner Woche vom 30.4. 1984
Aquarelle 2 028

Griechische Impressionen

Lichtfluten – Lebensimpulse

Elfriede Fulda stellt in der Glockengasse aus

Die künstlerische Vielfalt von Elfriede Fulda ist immer wieder überraschend. Sie reicht von subtilen Landschaftszeichnungen bis zur Realisation von Kirchenfenstern. Die Versöhnungskirche in Köln-Ehrenfeld und die evangelische Kirche in Köln-Mauenheim sind beredte und überzeugende Beispiele ihres Schaffens. Dabei hat immer das Licht schlechthin den ausgeprägten Farbsinn der Künstlerin stark beeinflußt. Strahlend und voller Wärme breitet es sich aus und flutet bis in die letzte Ecke ihrer Exponate. Jetzt unterstreicht eine Ausstellung in der Galerie Glockengasse 4711 – bis zum 5. Mai – eine neue Arbeitsphase von Elfriede Fulda. Farbige Bilder in Aquarell oder Mischtechnik lassen eine spielerische Leichtigkeit, ein Hineingleiten in die von Elfriede Fulda in Griechenland gemachten sinnlichen Erfahrungen deutlich werden. Sie wirken üppig, prall, eine Farbe führt in die Tiefe der anderen, und eine neue Figurativität entfaltet sich voll. Individuell ausgeprägt ist ihr nunmehr unverwechselbarer Stil, und neben reinen Strukturbildern, die immer eine besondere Stimmung repräsentieren, findet man abstrakte, aufgelöste Flächen, deren Bezüge ständig wechseln. Die Titel gewinnen dabei eine besondere Bedeutung und lassen Rückschlüsse auf die Künstlerin zu. „Von Mensch zu Mensch im Kosmos“, oder „Technik überrollt Dorfidylle“ oder auch „Hoffärtige Menschheit und trauernde Erde“ sprechen für sich selbst. Da spielt sicherlich auch eigenes Erleben mit.

EMM aus: „Der Weg“ 6.5.1984